Urban Gardening – Gräser in der City
Ziergräser sind immer noch wichtige Elemente in der Gartengestaltung und bringen Leichtigkeit und Heiterkeit in jeden Garten oder in die Landschaft. Mit ihrer vielseitigen Wuchsform und ihrer filigranen Blattstruktur runden Ziergräser Kanten und Ecken ab und verleihen Staudenbeeten oder ganzen Gartenabschnitten eine weichere, harmonische Struktur. Auch bei Flächenpflanzungen gewinnen Gräser zunehmend an Bedeutung.
Gräser bringen Spontanität und Wildheit in die Gärten und müssen nicht notwendigerweise zurückgeschnitten werden. Auch der Verfall dient als Gestaltungselement in den Pflanzungen des für seine naturnahen Pläne bekannten Gartendesigners Piet Oudolf. Oudolf verwendet gern hohe Gräser wie Rasen-Schmiele, Pfeifengräser und Herbstkopfgras. Touristenmagnete wie der Highline Park, eine stillgelegte Hochbahntrasse in New York, tragen seine Handschrift. Er führte viele Pflanzen der nordamerikanischen Prärie nach Europa ein. Gräser, die auch im Herbst und Winter gut aussehen, sind die aus der amerikanischen Prärie stammende Rutenhirse (Panicum virgatum), Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa), wie beispielsweise die im Herbst goldgelben Deschampsia Sorten „Goldschleier“ oder „Goldtau“, Pfeifengräser (Molinia) und Lampenputzergräser (Pennisetum) mit ihren bürstenartigen Blütenständen. Oudolf interessiert sich vor allem dafür, wie ein Garten als Ökosystem funktioniert und wie natürliche Pflanzengesellschaften und die Ästhetik aus der Natur hier nachgeahmt werden können. Farbe hält er dabei für nebensächlich. Piet Oudolfs Gärten vermitteln dem Betrachter ein intensives Gefühl von Natur, sie wirken wild und zerzaust, romantisch und melancholisch und sind auch im Winter im Rauhreif eine Augenweide.
Wie sein Vorbild Karl Foerster züchtete auch Ernst Pagels (* 9. Oktober 1913 in Stockelsdorf; † 16. Januar 2007 in Leer (Ostfriesland)) Stauden und vor allem auch Gräser. Den Höhepunkte seiner züchterischen Arbeit erlebte er in den 1980er Jahren mit seinen Chinaschilfauslesen. Als Erster schaffte er es, die Chinaschilfsorte ‚Gracilimus‘ (Miscanthus sinensis ‚Gracillimus‘) im Gewächshaus zum Blühen zu bringen. In den folgenden Jahren entwickelte er mehr als 50 Miscanthus sinensis-Sorten. Hierdurch konnte das vielfältige Sortiment der großen Ziergräser entwickelt werden, das wesentliche Gestaltungsimpulse und Anregungen für das „Ornamental Grass Gardening“ in der Gartenarchitektur vor allem in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten gegeben hat. Pagels Selektionen haben weitgehend ihren Wildartencharakter beibehalten bei gleichzeitiger Verbesserung ihrer Garteneigenschaften. Im Rahmen der Reihe „Züchter der Region“ im Park der Gärten in Bad Zwischenahn – Rostrup wurde Ernst Pagels ein besonderer Themengarten gewidmet. Geplant wurde er von der langjährigen Mitarbeiterin und international tätigen Gartengestalterin Anke Mattern.
Moderne Gartenplaner haben diese Ansätze und Visionen aufgenommen und weitergeführt. Einen Garten so anzulegen, dass er 12 Monate im Jahr durch seine Schönheit und Atmosphäre überzeugen kann, ist auch Peter Jankes, Hilden, wichtigster Gestaltungsansatz. Peter Jankes konsequenter Umgang mit Stauden, Gräsern und Gehölzen unter Berücksichtigung ihrer individuellen Standortansprüche macht es ihm möglich, nachhaltige, atemberaubende Gartenbilder selbst für extreme Gartensituationen zu erschaffen.